Bezirksexpedition in die Donaustadt: Die Antworten - FALTER.morgen #147

Versendet am 26.08.2021

Was der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy zu den Fragen unserer Leserinnen und Leser sagt >> Drei Wiener Schüler retten alte Laptops >> Die stumme Einwanderungsbehörde, Teil 3: Die Vorgeschichte >> Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer entdeckt einen durchgestalteten Hof

Wetterkritik: Regnerisch und maximal 19 Grad. Frühherbstlich" nennt das die Zentralanstalt für Meteorologie. Ich sage: So ein Sauwetter!"


Guten Morgen,

und stehen Sie schon in der Schlange vor dem neuen City-Ikea am Westbahnhof oder lassen Sie diesen Trubel heute aus? Wir sind jedenfalls schon startklar, um uns die Eröffnung und die angekündigte Demo um 09:30 Uhr anzuschauen - wir berichten Ihnen dann morgen darüber.

Heute erzählen wir Ihnen erstmal, was der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy zu den Anliegen unserer Leserinnen und Leser sagt, die wir vorige Woche an dieser Stelle zusammengefasst haben.

Außerdem hat meine Kollegin Nina Horaczek drei Schüler besucht, die in ihrer Freizeit alte Laptops herrichten und dann verschenken. In unserer Serie zur Einwanderungsbehörde MA 35 lesen Sie, wann und warum die langen Bearbeitungszeiten begonnen haben. Florian Holzer empfiehlt Ihnen ein Lokal, in dem Sie osteuropäische Vulkan-Weine serviert bekommen. Und Fassadenleser Klaus-Jürgen Bauer hat ein Gebäude entdeckt, das die Gesetze der Statik aushebelt.

Einen schönen Donnerstag wünscht Ihnen

Soraya Pechtl


Sie lesen den FALTER.morgen, den Früh-Newsletter aus der FALTER-Redaktion. Melden Sie sich hier an:

Anzeige

Festival der Sprachen: Mit Musik durch den Abend

Der Europäische Tag der Sprachen hat heuer sein 20. Jubiläum. Am 24.09. feiern wir das Festival der Sprachen am Sprachenzentrum der Universität Wien.

Freuen Sie sich auf Workshops in unterschiedlichen Sprachen, bei denen Sie die Sprachen durch einen musikalischen Zugang kennenlernen können. Ob der griechische Sirtaki oder italienische Liebeslieder – es ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Melden Sie sich über www.sprachenzentrum.at/festival für zwei Sprachen Ihrer Wahl an und freuen Sie sich auf einen ereignisreichen Abend!


Zu wenig Grün, fehlende Radwege und Strukturprobleme

Wir haben SPÖ-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy mit den Anliegen der FALTER.morgen-Leser konfrontiert.

Inzwischen dürfte die Donaustadt zumindest unseren Leserinnen nicht mehr so konturlos vorkommen (die große Unbekannte titelten wir vorigen Dienstag). Mit Geschichten zum Lobautunnel und der Stadtstraße haben wir ausgiebig über den Bezirk berichtet. Nur eine absurde Maßnahme zur Hitzereduktion des Bezirksvorstehers haben wir ausgelassen.

Heute werfen wir wieder ein Licht in das letzte dunkle Eck in Transdanubien. Wir haben SPÖ-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy mit den Fragen, die mein Kollege Paul Sonnberger aus Ihren Mails herausgefiltert hat, konfrontiert. Im Newsletter bringen wir vier der Antworten, die er schriftlich beantwortet hat (Achtung, es wird ein bisserl sperrig). Den Rest verlinken wir weiter unten. 

Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um die vielen Grünflächen vor der intensiven Bebauung der Donaustadt zu schützen? 

Ernst Nevrivy: Hier sind die entsprechenden Widmungen essentiell, Schutzgebiete sind für mich unantastbar. In den letzten Jahren wurden 1000 Hektar als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Zudem gibt es einen Masterplan der Stadt Wien, um Grünflächen dauerhaft zu sichern. Vor allem im Bereich der hochrangigen Verkehrsmittel und in bereits verbauten Gebieten kommt es zu Nachverdichtungen, welche sich unmittelbar auf die Grünraumsicherung auswirken.

Wie stellen Sie sicher, dass durch den Bau des Lobautunnels die Biodiversität der Lobau nicht gefährdet wird?

Nevrivy: Dies sicherzustellen ist Aufgabe der Experten, zu denen ich vollstes Vertrauen habe. Ich werde mich für die Einhaltung aller Vorschriften, Gesetze und Auflagen auf Punkt und Strich einsetzen.

Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) © APA/HELMUT FOHRINGER

Was planen Sie konkret, um die Radinfrastruktur zu verbessern und auszubauen? 

Nevrivy: Derzeit wird das gesamte Straßennetz in Hinblick auf die Potenziale im Radwegenetz evaluiert. Dieser Prozess wird von Experten sowie der MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung entwickelt. An Hand der Ergebnisse werden je nach Prioritäten, in Abstimmung mit der Mobilitätsstadträtin, die einzelnen Empfehlungen umgesetzt. In den Jahren 2022 und 2023 wird der Radweg entlang der Wagramer Straße zwischen Arbeiterstrandbadstraße und dem Kagraner Platz errichtet. Im Zug der Neugestaltung der Breitenleerstraße zwischen Kagraner Platz und Ludwig-Reindl-Gasse wird ebenfalls eine neue Radinfrastruktur geschaffen.

Viele Leser und Leserinnen beklagen, dass es im Stadtteil Süßenbrunn einen Mangel an Bildungseinrichtungen und Nahversorgern gibt - was tun Sie dagegen? 

Nevrivy: In den letzten Jahren war ich des Öfteren mit Nahversorgern im Gespräch um Entwicklungsmöglichkeiten in der ganzen Donaustadt zu besprechen. Speziell in Süßenbrunn haben diese aber immer wieder aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt. Die Schaffung von zusätzlichen Bildungseinrichtungen richtet sich nach dem Bedarf. In Süßenbrunn ist die Prognose bezüglich der Bevölkerungsentwicklung nicht ausreichend, um zusätzlichen Bildungsraum zu schaffen.

Alle Antworten des Bezirksvorstehers lesen Sie hier.


Stadtnachrichten

Paul Sonnberger

Nun also doch! Die Anzahl der benötigten Luftfilteranlagen für Wiens Schulen steht fest. Gebraucht werden 312 Geräte, berichtet orf.at. Die Bundesbeschaffungsagentur muss jetzt nur noch das am besten geeignete Angebot auswählen und bestellen. „Der Einbau der Luftfilteranlagen wird Anfang September starten”, sagte Bildungsminister Heinz Faßmann gestern.

Ob sich die Installation der Geräte bis zum Schulstart in Wien am 6. September ausgeht, bleibt weiterhin fraglich.


Am Dienstag wurde in Wien ein 29-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er seine Freundin ermordet hatte. Opferschutzeinrichtungen kritisierten erneut die Behörden, zu wenig gegen häusliche Gewalt zu tun.

Die Stadt Wien und Spar haben im August eine gemeinsame Informations-Offensive gegen Gewalt gestartet.

Gewaltschutz auf dem Kassenbon © FALTER/Pechtl

Die Supermarktkette informiert ab sofort in Wiener Filialen über den Rechnungszettel wie und wo von Gewalt betroffene Frauen Hilfe suchen können. Auf einem zusätzlichen Zettel, der an der Rechnung dranhängt, werden jetzt Telefonnummern und Webadressen von Gewaltschutzorganisationen abgedruckt.  

Anzeige

Man muss mal echt betonen

ganz köstlich sind Makronen.

Vom schönen Sillerplatz

gibt's 'nen wunderbaren Schatz:

innen süß und saftig

und außen kross, wahrhaftig!

Sillermakronen sind einfach ein Gedicht. An kühleren Tagen regen besonders die Schokolade-Makronen unsere Kreativität an. Sillermakronen mit Schokolade überzeugen alle Schokoladenliebhaber*innen schon beim ersten Schnuppern.

Welche ist Ihre Lieblingssorte?


Stadtgeschichten

Nina Horaczek

Die Laptopretter 

Drei Schüler des Wiedner Gymnasiums richten alte Laptops her und verschenken sie an Schülerinnen und Schüler.

Im März 2020, als der Rest des Landes damit beschäftigt war, im Supermarkt um die letzten Klopapierrollen zu streiten, begannen Bruno Hassa, Tobias Unger und Philipp Schörkhuber zu schrauben und zu basteln. Die drei Schüler des Wiedner Gymnasiums kommen im Herbst in die 8. Klasse und haben ein ungewöhnliches Hobby: Sie sammeln alte Laptops ein, richten die Geräte so her, dass sie fast wie neu sind, bauen eine leistungsfähige SSD-Festplatte ein und spielen alle Programme drauf, die man für die Schule benötigt. Dann verschenken sie die fast neuwertigen Computer an Schülerinnen und Schüler, die sich kein eigenes Gerät leisten können. 

Mittlerweile konnten die drei engagierten Schüler an die hundert Kinder und Jugendliche mit funktionstüchtigen Laptops ausstatten und gaben ihnen so die Möglichkeit, auch im Corona-Lockdown online mitlernen zu können.

Bruno Hassa, Tobias Unger und Philipp Schörkhuber ©

„FreeNB“ haben sie ihr Drei-Personen-Hilfsprojekt getauft, eine Abkürzung für Free Notebooks. Die drei arbeiten ehrenamtlich, ihre kleine Werkstatt haben sie im Büro eines Vaters eingerichtet, „weil da noch ein Zimmer frei ist, weil noch einige im Home Office sind.“ Die Kosten für Computer-Ersatzteile übernehmen Sponsoren, darunter die Wiener Wirtschaftskammer und die Raiffeisenbank. 

Nun, zu Schulbeginn, wollen die drei Laptopretter weiteren Schülerinnen und Schülern mit einem funktionstüchtigen Computer zu einem guten Schulstart helfen. Und suchen deshalb dringend alte Notebooks, die nicht mehr benötigt werden. „Oft liegen in Firmen alte Geräte herum, die dort nicht mehr verwendet werden“, sagt Bruno Hassa. Wer einen Laptop zu viel hat, kann sich hier melden und bekommt dann Besuch von den drei Laptoprettern. Wer keinen Computer hat, das Projekt aber trotzdem unterstützen will, kann auch mit einer Spende helfen. Denn durchschnittlich kostet eine Laptop-Generalüberholung zwischen 36 und 81 Euro. Und wer Schülerinnen oder Schüler kennt, die dringend einen Laptop für die Schule brauchen, kann sie hier für ein kostenloses Gerät anmelden.


Serie

Wie es zu den chaotischen Zuständen kam

In den vergangenen Tagen haben wir berichtet, wie es Menschen geht, die bei der MA 35 auf ihren Aufenthaltstitel warten. Heute erzählen wir Ihnen, wie die Überlastung der Behörde angefangen hat. 

Im Warteraum in der Zentrale der MA 35 in der Dresdner Straße sitzen an diesem Freitagvormittag im August gerade einmal eine Handvoll Menschen. Die MA 35 hat den FALTER zu Besuch geladen, man solle sich ein Bild vor Ort machen. Vor Corona war hier noch jeder Stuhl besetzt, aber in Pandemiezeiten ist der Parteienverkehr eingeschränkt. Die Systeme sind aber nicht auf eine Online-Abwicklung ausgelegt. Es gibt weder ein E-Ticketing-System noch eine Handy-Signatur. Die Beamten haben mehr zu tun denn je. Viele Dokumente werden über den Postweg oder Mails verschickt. „Das Telefon läutet ununterbrochen, jeden Tag kommen neue Anträge hinzu. Wir sind zu wenig Leute”, sagt ein Mitarbeiter. Dass sie das Telefon absichtlich nicht abheben würde, wie ein Mitarbeiter vorige Woche gegenüber Ö1 erzählte, bestreiten hier alle. 

Während Corona ist der Parteienverkehr eingeschränkt. Aber den Antrag müssen Migranten immer noch persönlich abgeben. © FALTER/ Pechtl

Liegt es also nur an der Pandemie, dass die Beschwerden gerade zunehmen? Wohl kaum. Vor zehn Jahren kritisiert die Volksanwaltschaft erstmals die lange Bearbeitungsdauer bei der Einwanderungsbehörde MA 35. „Die Verfahren wurden erst 2 Jahre nach Antragstellung positiv abgeschlossen”, steht in dem Bericht.

Der Grund war, das 2006 in Kraft getretene Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz (NAG), mit dem Zuständigkeiten, etwa Anträge über Aufenthaltstitel für Familienangehörigen, vom Bund an die Länder wanderten. Viele offene Akten wurden den Beamten der MA 35 übergeben, das Personal aber nicht ausreichend aufgestockt. Auch in den darauffolgenden Jahren wuchsen die Aufgabenbereiche. Insgesamt bearbeiten die 538 Beamten rund 150.000 Fälle jährlich. 

Georg Hufgard-Leitner, seit Juli 2020 Leiter der MA 35, will die Behörde reformieren. 

Was er vorhat und was der zuständige Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr dazu sagt, erzähle ich Ihnen morgen.


Lokaltipp

Central European Wine Art

In der neuen Vinothek Central European Wine Art bekommt man osteuropäische Vulkan-Weine zu trinken, darunter die unglaublichen Weine der Sorten Hárslevelü („Lindenblättriger“) und Furmint aus Tokaj, feurig, mineralisch, knochentrocken, herrlich. Oder dieser Pinot Noir von der slowakisch-ungarischen Grenze, nur 100 Kilometer östlich des Neusiedlersees, und von einer Delikatesse und Distinktion, wie man sie außerhalb Frankreichs selten findet, wow. Und dann natürlich all die Rebsorten, von denen man noch nie gehört hat, muss man alles kennen lernen, ist quasi vor der Türe und immer nur Veltliner ist ja auch fad.

Die gesamte Lokalkritik von Florian Holzer lesen Sie hier.


Falter Radio

Mireile Ngosso, Raimund Löw und Nina Horaczek © Screenshot Löw

Mireile Ngosso, Antirassismusaktivistin und SPÖ-Politikerin über ihre Erfahrungen im Wiener Gemeinderat, Frauenpolitik und die Chancen der Sozialdemokratie. Wie die multikulturelle Realität unsere Stadt verändert. Ein Sommergespräch mit Nina Horaczek und Raimund Löw


Event Des Tages

Lisa Kiss

Letzte Lesung der diesjährigen O-Töne: Eva Menasse erzählt in ihrem neuen Roman „Dunkelblum“ über eine Kleinstadt, die das Geheimnis eines furchtbaren Verbrechens in sich birgt. Im Spätsommer 1989 taucht ein rätselhafter Besucher auf - und mit ihm werden die Spuren des alten Verbrechens plötzlich wieder sichtbar. Vor Menasses Lesung präsentiert die Kabarettistin Ulrike Haidacher – bekannt vom Duo Flüsterzweieck – ihren Debütroman „Die Party“. Sie schrieb ihn während ihrer lockdownbedingten Absenz von der Bühne. Der Germanist Klaus Kastberger führt als Moderator durch den Abend. (Sebastian Fasthuber)

Museumsquartier, Haupthof, 20.00


Wir Schicken Dich Da Raus

Darf es in Wien noch eine Anschlussgasse geben? Oder eine Große Mohrengasse? Vorsicht – nicht gleich ausschwärmen, um die Straßenschilder abzumontieren: Manchmal haben die Namen einen anderen Hintergrund, als man annehmen würde. Der Historiker Peter Autengruber hat für uns einige Beispiele gesammelt und erklärt.

Heute: Afrikanergasse

Die Afrikanergasse in der Leopoldstadt wurde 1862 benannt. Dieses Datum findet man in den inneren Bezirken häufig. Das hat damit zu tun, dass nach der zuvor erfolgten Eingemeindung der Vorstädte (die heutigen Bezirke 2-9) alle Straßen- und Flurnamen der ehemaligen Vorstädte evaluiert und bei allfälligen Doppelungen umbenannt wurden.

Dies ist auch bei der Afrikanergasse so, denn sie hieß bis dahin Marokkanergasse, was sich mit einer weiteren Marokkanergasse im dritten Bezirk (die es heute noch gibt – wir haben sie gestern beschrieben) schlug. Warum wegen der Doppelbenennung nicht die Marokkanergasse im dritten Bezirk umbenannt wurde, erschließt sich dem Schreiber nicht.

© wien.gv.at

Dr. Peter Autengruber ist Verlagsangestellter, Historiker und Autor mehrerer Bücher, u.a. „Parks und Gärten in Wien“ und „Lexikon der Wiener Straßennamen“.

Hinkommen: Mit der U1 bis Nestroyplatz. Reinzoomen hier.


Buchtipp

Simon Sebag Montefiore: Geschichte schreiben

Der Brief ist die intimste schriftliche Ausdrucksform. Das stand zumindest außer Zweifel in Zeiten, als Kanzler noch keine Kuss-Emojis auf Whatsapp empfangen konnten. „Ich küsse Dich“, schreibt Napoleon am 3. Dezember 1805 vom Schlachtfeld bei Austerlitz an seine Frau. Stalin hingegen schickt eine Postkarte von Rodins Skulptur „Der Kuss“. Er betont: „Ich küüüssssse Dich inbrünstig (irgendwie anders zu küssen, lohnt sich nicht).“ Der jugoslawische Staatschef Tito schreibt weniger liebevoll an Stalin. Er droht ihm mit einem effizienten Killer. Brutale Befehle zu unsagbaren Verbrechen kommen auch von Mao und Lenin. … (Juliane Fischer)

Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at


Der Fassadenleser Von Klaus Jürgen Baür

Die expressionistische Leistungsschau

Jeden Donnerstag beschreibt der Architekt, Ausstellungskurator und Autor Klaus-Jürgen Bauer hier interessante Fassaden, Gebäude und Architekturdetails in Wien.

Der U-förmige Eberthof im Nibelungenviertel wurde nach Friedrich Ebert, dem ersten Präsidenten der Weimarer Republik benannt. Früher gehörte das Areal zur Schmelz, dem Exerzier- und Paradeplatz der kaiserlichen Armee. Nach 1910 entstanden dort großbürgerliche Mietshäuser. Dann kam der Krieg. Eine große, unverbaut gebliebene Fläche wurden danach mit diesem Gemeindebau geschlossen.

Eine Leistungsschau des Expressionismus in der Loeschenkohlgasse © Klaus-Jürgen Bauer

In der Loeschenkohlgasse – benannt nach Johann Hieronymus Loeschenkohl, einem populären Kunsthändler, Kupferstecher, Tapeten- und Knopffabrikanten des Klassizismus - befindet sich der Haupteingang der Anlage: ein monumentales Spitzbogen-Tor, das augenscheinlich die Gesetze der Statik aushebelt. Was eigentlich schwer sein müsste, wirkt hier leicht und umgekehrt.

Die beiden Architekten Karl Hauschka und Victor Mittag schöpften auch sonst aus dem Vollen: Jede Menge durchgestalteter architektonischer Elemente wie Balkone, Loggien, Farbfelder, abgespreizte Wandpfeiler, Dreieckserker und Arkadenüberbauungen machten aus dem politisch ernsthaften Thema Gemeindebau eine Leistungsschau des Expressionismus. 


FALTER
Das FALTER-Abo bekommen Sie hier am schnellsten: falter.at/abo
Wenn Ihnen dieser Newsletter weitergeleitet wurde und er Ihnen gefällt, können Sie ihn hier abonnieren.
Weitere Ausgaben:
Alle FALTER.morgen-Ausgaben finden Sie in der Übersicht.

12 Wochen FALTER um 2,50 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!