Zu viel Verkehr, zu wenig Grün

FALTER.morgen hat Leserinnen und Leser in Favoriten gefragt, was sie in ihrem Bezirk besonders bewegt, beschäftigt und ärgert – und aus dutzenden Zuschriften Fragen an die Politik formuliert. Hier antwortet Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ).

vom 09.06.2021

Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ). (Foto: SPÖ Favoriten)

Was Rankings betrifft, hat es Favoriten nicht leicht: Abgesehen davon, dass es der einwohnerstärkste Bezirk Wiens ist und im Falle eines Unabhängigkeitserklärung die drittgrößte Stadt Österreichs wäre, taucht der 10. Hieb in kaum einer Liste auf – bis auf jene mit den (absoluten, und daher ein bisschen irreführenden) Kriminalitätszahlen. Aber auch hier gilt: Ranking-Ergebnis ist nicht gleich gefühlte Zufriedenheit. Nicht, dass es in Favoriten keine Probleme gäbe – aber diejenigen, die gemeinhin mit dem Bezirk in Verbindung gebracht werden (etwa der hohe Migrationsanteil), spielen zumindest in den Mails, die wir auf unseren Aufruf hin bekommen haben, kaum eine Rolle. Vielleicht liegt das, wir haben letzthin schon darauf hingewiesen, an der FALTER.morgen-Leserschaft und ihrer Lebenssituation. Rund um den Reumannplatz ist die Themenlage vermutlich eine andere als im neuen Sonnwendviertel.

Im Folgenden die Fragen, die wir aus dutzenden Zuschriften für Bezirksvorsteher Marcus Franz herausdestilliert haben.

Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um die starke Verkehrsbelastung im Bezirk – vor allem an Laxenburger-, der Laaer-Berg- und der Triesterstraße – zu verringern?

Marcus Franz: Favoriten hat den Vorteil, gut angebunden zu sein – sowohl beim Individualverkehr, als auch beim Öffentlichen Verkehr. Die genannten Straßen sind Verbindungen, die für das Funktionieren des wienweiten Verkehrs Relevanz haben. Eine Verbesserung der Situation wird bei neuen Projekten aber natürlich immer mitgedacht. Etwa bei der Laxenburgerstraße, die durch Baum-Bepflanzungen bis auf die Höhe Landgutgasse wieder zur Allee wird. Im selben Abschnitt kommt außerdem ein baulich getrennter neuer Radweg. Auch der Columbusplatz wird über die Laxenburgerstraße erweitert und ein Eingang in das neue Stadtquartier Neues Landgut geschaffen – was sich auf die Laxenburgerstraße auswirkt. Auch der Quellenplatz an der Laxenburgerstraße wird demnächst mit Bürgerbeteiligung neu gestaltet – dabei wird eine Verbesserung der Sicherheit sowie neuer Grünraum eine Rolle spielen. Und an der Triesterstraße wurde ab der Kreuzung zur Wienerbergstraße stadtauswärts aktuell von Tempo 70 ein Antrag auf Tempo 50 gestellt, um die Lebensqualität der Anwohner zu erhöhen.

Gibt es Vorhaben, sichere Fußgängerüberquerungen zu schaffen? Wenn ja, welche und wo?

Franz: Sichere Fußgängerüberquerungen werden laufend in der Bezirksvertretung bzw. im Verkehrsausschuss sowie durch die MA46 beraten und bei technischer Möglichkeit umgesetzt. Aktuellste Umsetzungen sind etwa die Querung Übergang Triesterstraße auf Höhe Biotope City oder der bunte Zebrastreifen auf der Laaer-Berg-Straße 170 vor der örtlich gelegenen Volksschule, der durch die farbliche Hervorhebung und eine Fußgängerinsel die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen erhöhen soll. Anregungen wie diese werden außerdem auch aus dem Kinderparlament aufgenommen, wo Kinder- und Jugendliche ihre Wünsche – auch bezüglich sicherer Schulwege – einbringen können. Laufend umgesetzt werden auch Gehsteigvorziehungen, Fahrbahnanhebungen oder Fußgängerinseln wie etwa auf der Gudrunstraße auf Höhe Keplerplatz. Letztere erleichtern es nicht nur den Fußgängern, die Straße zu queren, sondern sorgen auch für niedrigere Geschwindigkeiten bei den Autos bei gleichzeitig flüssigerem Verkehr.

Bis wann sollen sichere Radverbindungen in die inneren Bezirke ausgebaut werden? Was konkret planen Sie diesbezüglich?

Franz: Der längste durchgehende – drei Kilometer lange – neue Radabschnitt wurde auf der Favoritenstraße umgesetzt. Er schafft eine durchgehende Nord-Süd-Verbindung vom Reumannplatz bis zur Bahnlände Richtung Niederösterreich. Vom Zentrum an die südliche Stadtgrenze zu fahren ist somit möglich geworden – und zwar auf sicheren, für jede Fahrtrichtung baulich getrennten Fahrstreifen. Der Bezirk hat 112 Kilometer Radwege, die laufend ausgebaut werden – aktuell mit dem Lückenschluss in der Eibesbrunnergasse, wo begleitend auch Baumneupflanzungen erfolgt sind. Der Radwegelückenschluss beim Stadtentwicklungsgebiet rund um den Hauptbahnhof Wien, der Favoriten mit dem 3. Bezirk verbindet, ist ebenfalls bereits fertiggestellt worden. Auch in der Laxenburgerstraße kommt ein neuer Fahrradweg samt Baumpflanzungen.

Welche zusätzlichen Infrastrukturmaßnahmen (z.B. Arztordinationen, Biomärkte, Sportstätten oder Trafiken, öffentliche Toiletten) sind für das Sonnwendviertel geplant?

Franz: An der vormaligen Umkehrschleife des D-Wagens wird es einen weiteren öffentlichen Park geben. Das Cape 10, das ab Juni in Vollbetrieb geht, bringt ärztliche Versorgung auch für sozial Benachteiligte, speziell auch für Mütter und ihre Kinder. Wiens Größte Boulderhalle befindet sich nahe dem Hauptbahnhof. Der Motorikpark steht allen NutzerInnen kostenfrei und ganzjährig zur Verfügung. Auf Bürgerwunsch wurden von der Bezirksvorstehung öKlos im Sonnwendviertel aufgestellt. An der Haltestelle vor dem Bildungscampus wurde zum Wohl der Kinder eine Sicherheitsabsperrung aufgestellt. Der Schienenübergang des D-Wagens wurde erneuert. Und als jüngster Nahversorger im medizinischen Bereich haben ganz aktuell eine Lungenfachärztin an der Bloch-Bauer-Promenade sowie ein Allgemeinmediziner am Sissy Löwinger-Weg eröffnet.

Haben Sie vor, zusätzliche Bäume im Helmut-Zilk-Park zu pflanzen?

Franz: Ganz aktuell wurden heuer im Frühjahr 15 Baumpflanzungen im Helmut-Zilk-Park durchgeführt.

Welche Stadtentwicklungskonzepte haben Sie für in Innerfavoriten? Gibt es Pläne dort mehr Grünraum zu schaffen?

Franz: In Innerfavoriten wächst der Grünraum. Das Sonnwendviertel war eine Industriebrache, jetzt hat es im Herzen eine sieben Hektar große grüne Lunge, die vorher nicht existiert hat. Eine ähnliche Entwicklung wird es im Neuen Landgut geben, wo ein 1 Hektar großer Park geplant ist. Auch im Zuge der Neugestaltung des Reumannplatzes gab es Neupflanzungen von Bäumen. An der Laxenburgerstraße wird es zukünftig bis zur Landgutgasse wieder eine Baumallee geben. In der Waldgasse wurden 14 neue Bäume gepflanzt. Das Projekt Blühende Quellenstraße – in Kooperation mit der Gebietsbetreuung – lädt Anrainerinnen und Anrainer zum Urban Gardening an den Baumscheiben der Quellenstraße ein. In Kooperation mit der Agenda Favoriten werden Parklets geschaffen und begrünt. Und das Projekt 50 Grüne Häuser, das Fassadenbegrünung vorantreibt, wurde in Kooperation mit der Bezirksvorstehung in Innerfavoriten als Pilotprojekt gestartet – und jetzt wienweit auf 150 Häuser ausgerollt.

Was tun Sie gegen die Bodenversiegelung an den Rändern von Favoriten (zum Beispiel in Oberlaa)?

Franz: Das jüngst beschlossene Leitbild Grünräume beinhaltet den Schutz der Grünräume, die rund 45 Prozent der Fläche von Favoriten ausmachen – darunter auch jene im Süden Favoritens. Das geschieht etwa durch eine gezielte Politik der Nachverdichtung entlang von hochrangigen öffentlichen Verkehrsmitteln, etwa der U1. Damit wird dem Zersiedelungsprozess, samt Versiegelung, entgegengewirkt.

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