Blitz aus heiterem Himmel
Das Attentat von 9/11 jährt sich zum 20. Mal. Das weltbewegende Ereignis schrumpfte zum Datum in den Geschichtsbüchern. Was ist vom großen Beben noch zu spüren?
Er fühle sich unwohl, wenn jährlich am 11. September die Anrufe kämen, sagt Nick, 20. Freunde und Verwandte bekunden mit belegter Stimme, wie sehr sie mit ihm um das verstorbene Familienoberhaupt Sebastian trauerten.
Sebastian Gorki arbeitete im World Trade Center (WTC) für die Deutsche Bank, als ein von Terroristen gesteuertes Flugzeug in den Büroturm in Manhattan krachte. Seine Frau Paula war schwanger, als das Attentat passierte, Nick hat seinen Vater nicht kennengelernt. „Ich weiß, wie schlimm dieses Ereignis für meine Mutter ist. All diese Wünsche sollten an sie gehen, nicht an mich.“
In der Doku „Generation 9/11“ kommen einige jener 103 Kinder zu Wort, deren Väter bei dem Terroranschlag ums Leben kamen, ehe sie geboren wurden. Der zweiteilige Film markiert den Abstand, der die Generation Y, also die auf die Millennials folgenden Jahrgänge, von einem Ereignis trennt, das sich in das Gedächtnis eingebrannt hat. Für die Jungen ist der 11. September 2001 ein Datum, mit dem sie keine direkte Erinnerung verbindet. Nick heuchelt keine Betroffenheit und wirft so eine zentrale Frage auf, die mit der Historisierung von 9/11 verbunden ist: Was geht uns das heute noch an?