Guten Abend,

mit der Impfung gehe sie in die nächste Verlängerung, schreibt die Südtiroler Schriftstellerin Sabine Gruber in einem Artikel für die FALTER:WOCHE. Sie erzählt in sachlichem und dadurch umso eindringlicherem Ton über das Leben als immunsupprimierte Nierentransplantierte. Die Corona-Gefahr hat sie noch vorsichtiger gemacht. Gruber geht ins Freie, bevor die anderen kommen, und meidet öffentliche Verkehrsmittel. Als im März 2020 die lebensnotwendigen Medikamente nicht eintrafen, schrieb sie ihr Testament. Das Vakzin soll den Faden stärken, an dem ihr Leben hängt.

Menschen aus sogenannten Risikogruppen, die aufgrund ihres zu geringen Alters noch nicht geimpft wurden, müssen jetzt stark sein. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kündigte an, Tausenden Angestellten der Universität Wien zuerst die Spritze zu verabreichen. Das widerspricht der Ethik des Impfplans, in dem jene Personen Vorrang haben, die ein erhöhtes Sterberisiko besitzen, also Menschen wie Sabine Gruber. Das Büro des Gesundheitsstadtrates spricht von einem Irrtum in der Kommunikation.

Die Universitäten waren bisher die Lieblinge der Corona-Politik. Die Studis gehörten nicht zu den Querdenkern, die auf der Straße Stunk machen. Während die Kultur für eine Wiedereröffnung trommelte, blieb die Professorenschaft mucksmäuschenstill. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Gelehrten die Distanz mögen – zu den überfüllten Hörsälen und aufs Handy starrenden Studierenden.

Vorlesungen mit reduzierten Plätzen oder Seminare in leeren Theatern oder Kirchen: Es würde unzählige Möglichkeiten geben, den Lockdown regelkonform aufzuweichen. Das autoritäre ex cathedra wurde jedoch durch ein nicht minder vertikales ex home office ersetzt. Ein Armutszeugnis für eine Institution, die von der Begegnung und Diskussion lebt. Die für Zehntausende junge Leute der Ort ist, an dem ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Hackers Irrtum könnte sich als heilsam erweisen. Nun gibt es keine Ausrede mehr dafür, dass die Geisteskaste in ihrem Studiolo verharrt.

Ihr Matthias Dusini

Ihr Matthias Dusini

eine-offene-frage

Der Falter-Schwerpunkt über die gendergerechte Schreibweise löste eine Kontroverse aus. Herausgeber Armin Thurnher warnte vor dem Missbrauch des Genderns, ZiB-Moderator Armin Wolf ist überzeugt von dessen Sinnhaftigkeit.

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Plötzlich wurde es ganz still. Der Beginn der Lockdowns vor einem Jahr beschreibt die gewaltigste Zäsur der jüngeren Stadtgeschichte. Wie veränderte sich Wien, wie die Menschen, die hier wohnen? Das Buch "Stille Stadt", das heute im FALTER Verlag erschienen ist, nähert sich mittels Fotos von Christopher Mavrič und Texten des Stadtforschers Peter Payer dem Phänomen einer Stadt im Ausnahmezustand. Ein Zeitdokument, das Sie eines Tages noch mit Ihren Enkeln durchblättern wollen werden.

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Die Buchpräsentation findet konsequenterweise online statt und zwar am Donnerstag, den 18. März 2021 um 19 Uhr. Falter-Redakteurin und Historikerin Barbara Tóth spricht mit den beiden Buchmachern über die Entstehung des Buches und die Bedeutung einer zeitnahen Aufarbeitung historischer Ereignisse. Hier können Sie sich für die Veranstaltung vormerken sowie Freundinnen und Bekannte einladen. Wir freuen uns über zahlreiches Erscheinen!

think-tank

Soll staatliche Medienförderung an Pluralität und Diversität in den Redaktionen geknüpft werden? Ja, argumentiert die Kommunikationswissenschafterin Kriszta Rozgonyi von der Universität Wien in ihrem aktuellen Beitrag für den FALTER Think-Tank. Die neue Digitale Medienförderung der Regierung wäre der ideale Anlass dafür gewesen, so Rozgonyi.

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