Imbisse Lokalkritik

Die Libelle

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn


Edel-Würstelstand auf der Dachterrasse des Leopold Museums. Div. Fingerfood; regionale Weine, Craft-Biere. Zugang über Panoramalift an der Außenwand des Museums (letzte Fahrt hinauf 21.30).

Adresse:
Adresse:
Museumsplatz 1 (Leopold Museum)
1070 Wien
Website:
Website:
www.mqw.at/ihr-besuch/mq-libelle
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
April bis Oktober Mo, Mi–So, Fei 10–22, im Winter geschlossen
jetzt geöffnet (bis 22:00 Uhr)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Imbisse
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen im Museum/Theater, Essen mit Aussicht, Terrasse

Auf dem Gipfel des Leopold

Die Libelle ist jetzt also auf dem Leopold Museum gelandet. Und hat auch Essen

Wenn man sich an das Theater um die Bauhöhe des Museumsquartiers und speziell den Leseturm erinnert, ist es eigentlich ein Wunder, dass die sogenannte Libelle, ein panoramaverglaster Veranstaltungsraum, der auf das Leopold Museum gesetzt wurde, ohne gesellschaftliche Verwerfung realisiert werden konnte. Aber da liegen immerhin 25 Jahre dazwischen, was uns zuversichtlich stimmt, dass sich in Wien auch einmal eine gewisse Entspanntheit Raum verschafft.

Nach dem Corona-bedingten Bauaufschub ist das Ding jetzt jedenfalls fertig. Ein schneller Lift saust an der Außenwand die 25 Meter aufs Dach hinauf, ein freundlicher Herr im Anzug kontrolliert den reibungslosen Zu- und Abgang und erinnert daran, für die Liftfahrt eine Maske aufzusetzen. Dann ist man da oben, steigt aus – und hat sich irgendwie ein bisschen mehr erwartet. Ich mein, das ist schon ein toller Ausblick von hier, klar, runter auf den Hof des MQ, rüber auf den Maria-Theresien-Platz und auf die zahllosen Architektenfeuchttraum-Dachbodenausbauten rundherum. Der Muschelkalk der drei Ebenen – die oberste Libellen-Ebene, die mittlere Gastronomieebene und die untere Aussichtsplattform – strahlt weiß in der Septembersonne, und im Libellen-Glaspavillon wird gerade eine SPÖ-Wahlveranstaltung vorbereitet. Aber die Luft bleibt einem irgendwie nicht wirklich weg. Das, was die Leopold-Terrasse kann, kann die Restaurantterrasse des Möbel Leiner gleich dahinter auch irgendwie, die ist sogar noch ein bisschen weiter oben …

Wer den kleinen, ebenfalls weißen Kiosk Zur Libelle auf der mittleren Ebene betreiben soll, stand übrigens bis vor ein paar Wochen noch gar nicht fest, die „Gyoza Brothers“ rund um den Ra’mien-Gründer Tie Yang, die seit drei Jahren auch das Café Leopold im gleichen Haus betreiben, konnten sich dann aber offenbar durchsetzen. Offerieren hier allerdings keine vietnamesischen Sommerrollen, mit Ente gefüllte Gyoza und scharfe Nudeln zu japanischem Craftbier, sondern sehr massentaugliche Snacks à la Edel-Würstelstand. Was nachvollziehbar ist, aber auch ein bisschen schade.

Die Karte offeriert ein paar tadellose heimische Alltagsweine zum Preis heimischer Spitzenweine, ein paar Craftbiere, von denen drei immerhin aus Wien sind. Und „Fingerfood“, also etwa Joursemmerln mit einem kleinen Stück „Champagner-Trüffel-Leberkäse“ oder „Jalapeño-Käse-Leberkäse“, die man nach kurzer Google-Recherche als von einem Erzeuger im Hausruckviertel stammend finden kann (€ 4,–). Oder Sacher- beziehungsweise Budapester (Debreziner) Würstel im Format von Kinderdaumen, der Bezeichnung Fingerfood absolut gerecht werdend, Würstel-Bonbons quasi (€ 5,–). Wird den Ansprüchen zweifellos gerecht, vielleicht kommt ja in Zukunft noch ein bisschen mehr.

Resümee:

Das erste wirklich neue Lokal im Museumsquartier seit 15 Jahren ist ein Würstelstand mit Trüffel-Leberkäse auf der Dachterrasse.


Die Libelle, 7., Museumsplatz 1/Leopold Museum Dachterrasse, tägl. 10–22 Uhr



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