Ulrich Rüdenauer in FALTER 44/2020 vom 30.10.2020 (S. 29)
Er sei wohl der Letzte, der Zeugnis aus größter Nähe über Paul Celan ablegen könne, schreibt Klaus Reichert, Celans ehemaliger Lektor. Dennoch scheint es nicht allein Chronistenpflicht zu sein, der wir dieses Buch verdanken. Man könnte es auch Liebesdienst nennen und darf darin auch Fragmente einer Autobiografie entdecken. Denn ebenso sehr wie vom großen Lyriker, dessen 100. Geburtstag und 50. Todestag wir heuer begehen, handelt es von den Anfängen eines Homme de Lettres, der als Student die Welt der Literatur erkundet und bald das deutschsprachige Geistesleben mitprägt.
Die Erinnerungen sind ergänzt um die Briefe. Zwölf Jahre werden so dokumentiert, von der ersten Begegnung 1958 bis zum Freitod Celans 1970. Reichert fügt den vielen Auseinandersetzungen mit Celan eine Perspektive hinzu, die von der Begeisterung für das Werk inspiriert und von der nicht immer unbeschwerten Freundschaft geleitet ist.