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Amacord Alimentari

© Heribert Corn

Foto: Heribert Corn

© Café Amacord

Foto: Café Amacord

© Café Amacord

Foto: Café Amacord


2023 Neuübernahme eines Urgesteins der Wiener Lokalszene, mit italienischen Delikatessen und Afterwork-Aperitivo.

Adresse:
Adresse:
Rechte Wienzeile 15
1040 Wien
Telefon:
Telefon:
01/587 47 09
E-Mail:
E-Mail:
dieta.eder@chello.at
Website:
Website:
www.amacord-alimentari.com
instagram.com/amacord.alimentari
Öffnungszeiten:
Öffnungszeiten:
Mo–Fr 11.30–20, Sa 11–16 derzeit geschlossen
Preiskategorie:
Preiskategorie:
€€€ (Hauptspeisen € 15-25)
Zahlungsmöglichkeiten:
Zahlungsmöglichkeiten:
Barzahlung, Kartenzahlung
Lokaltyp:
Lokaltyp:
Cafés, Espressos, Restaurants, Gaststätten
Küche:
Küche:
Italienisch
Sonstiges:
Sonstiges:
Essen zum Mitnehmen, Gastgarten

Urgestein, next generation

Das zweite Leben des Amacord, oder: Wenn eine Nachteule versucht, früh schlafen zu gehen

Der Naschmarkt war nicht immer dieses Lokalviertel mit ein paar Pseudo-Marktständen. Bis vor 25 Jahren wurde der Naschmarkt seinem Namen gerecht: ein Markt, auf dem man Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, sehr viel Blumen, aber auch Jeans und eine Menge Klumpert kaufen konnte.

Die Linke Wienzeile war die „gute“ Seite des Naschmarkts mit Theater an der Wien, Piccini Feinkost und Majolika-Häusern, die Rechte Wienzeile war die „dunkle“ Seite, hier fanden obskure Lagerverkäufe statt, es gab Rotlicht-Bars und Bordelle mit versteckten Seiteneingängen. Und das Café Amacord.

Das Amacord rief bei seiner Gründung im Jahr 1987 heftige Debatten in der Gemeinde der italophilen Cineasten hervor, weil Fellinis Ode an seine Heimatstadt Rimini halt AmaRcord hieß, mit „r“ in der Mitte.

Das erklärten die Amacord-Macher Erhard Auer und Dieta Eder nie ganz schlüssig, mit dem Effekt, dass sich jede neue Generation eilfertiger Cineasten in schwarzen Rollkragenpullovern echauffieren konnte.

Was nichts daran änderte, dass das Lokal zu einer unverzichtbaren Station der Schleifmühlgassen-Tour wurde (Freihaus, Trabant, Anzengruber, Amacord und Drechsler), eine Art Spät-Café und Weinbar, in der sich Boheme und Marktfahrer sehr viel homogener mischten, als es in der Innenstadt damals denkbar war.

Im Lauf der Jahre wurden aber auch Freihausviertel und Schleifmühlgasse hip, das Amacord versuchte sich in seinem ledergepolsterten Nebenraum als Gourmet-Restaurant, klappte nicht so, bis Dieta Eder im Sommer den Laden dichtmachte. Sehr schade. Doch seit zwei Wochen hat das Amacord wieder offen, heißt jetzt Amacord Alimentari, wird von Dietas Sohn David Azmann geführt, sperrt früh zu und sieht ein bisschen anders aus.

Die Bar wurde zu einer Art grell erleuchtetem Feinkostladen mit Regalen, in denen italienische Delikatessen und Weine wohnen, und einer Vitrine, in der Prosciutto, Mortadella, Salamis und Käse kühlen. Der Nebenraum erhielt einen neuen Anstrich, blieb sonst aber gleich.

Er versuche, das Amacord aus dem zermürbenden Nachtgeschäft rauszunehmen, erklärt Azmann und setzt daher auf einen Trend, den dieses Lokal vor Jahren eigentlich nach Wien brachte, nämlich den Aperitivo: ein Glas Afterwork-Wein mit ein bisschen Aufschnitt dazu.

Eh okay, nicht zuletzt, weil hier für neun Euro wirklich gute Ware auf den Teller kommt. Den einen oder anderen Teller Pasta gibt’s ebenfalls, dem Vernehmen nach von Davids Mutter zubereitet. Ob das als Konzept fürs neue Amacord schon reicht, ich weiß nicht. Denn die Konkurrenz rundherum schläft nicht, beziehungsweise geht nicht früh schlafen.

Resümee:

Das legendäre Absturzlokal hat wieder offen, setzt jetzt allerdings auf Tagesgeschäft, Italo-Feinkost und Afterwork-Aperitivo.



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