Das ist hier der Fall

Ausgewählte Gedichte
210 Seiten, Hardcover
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Reihe Bibliothek Suhrkamp
ISBN 9783518225202
Erscheinungsdatum 26.10.2020
Genre Belletristik/Lyrik
Verlag Suhrkamp
Nachwort von Steffen Popp
Nachwort von Monika Rinck, Steffen Popp, Monika Rinck
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Kurzbeschreibung des Verlags


Was im Jahr 1975 mit dem Band Gutachten begann, setzt sich bis in die Gegenwart fort: Gedichtverdacht heißt der jüngste Band aus dem Jahr 2019. Dazwischen liegen mehr als fünfzehn Veröffentlichungen, in denen Elke Erb nicht nur neue Schreibweisen, sondern auch neue Gattungen verwirklichte, das essayistische Langgedicht, die poetische Selbstreferenz, das Prosagedicht, alle Fraktale des Kommentars. »Ich studierte und entkräftete die hierarchisch spaltenden Tendenzen des linearen Schreibens …, so dass vorher stumm-(dunkel-)gebliebene Zusammenhänge im sprachlichen Spiegel erschienen und sich aus ihnen neue Zusammenhänge (Erkenntnisse, Aspekte, Einsichten, Überblicke) fortschreitend bildeten«, beschreibt Elke Erb im Jahr 1988 ihr Verfahren.



Aus diesem unverwechselbaren und eigenständigen Lebenswerk haben Steffen Popp und Monika Rinck eine Auswahl zusammengestellt – angefangen mit ersten Arbeiten bis hin zu Erbs jüngsten Gedichten, die zu dem Lebendigsten und Innovativsten gehören, was die deutschsprachige Lyrik derzeit zu bieten hat.


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Reihe Bibliothek Suhrkamp
ISBN 9783518225202
Erscheinungsdatum 26.10.2020
Genre Belletristik/Lyrik
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Nachwort von Steffen Popp
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FALTER-Rezension

Keine Scheu vor Rehen und Ziegen

Erich Klein in FALTER 44/2020 vom 30.10.2020 (S. 27)

Paul Celan bezeichnete Kunst einst als Unendlichsprechung vor lauter Sterblichkeit und Umsonst. Auf Dichtung, angeblich die Königsdisziplin der Literatur, scheint das ganz besonders zuzutreffen: von der frischgekrönten Nobelpreisträgerin Louise Glück lag auf Deutsch kein Buch vor. Immerhin: Im Fall des Georg-­Büchner-Preises, der am 31. Oktober an Elke Erb verliehen wird, ist der Suhrkamp-Verlag mit einer Auswahl aus dem 40 Jahre umfassenden Schaffen der Dichterin rechtzeitig zur Stelle.

Büchner stürzte die Verhältnisse lakonisch um und meinte von seinem „Lenz“: „Nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen ­konnte.“ Erbs Schreiben begann 1980 noch lapidarer, wenngleich auch hermetischer: „Ob du nicht mein Galgen / sein ­möchtest, Luft.“

Elke Erb wird 1938 im Rheinland geboren und übersiedelt elfjährig in die DDR; der ­Vater hat als marxistischer Literaturprofessor eine Stelle in Halle bekommen. Auf das ­übliche Landarbeiterjahr folgen Germanistik- und Slawistikstudium, 1975 veröffentlicht die Verlagslektorin, die mittlerweile auch aus dem Russischen übersetzt, erste eigene Gedichte und Prosa. In der Nachfolge von Brecht und Huchel bedichtet Erb ­dialektisch „Sklavensprache“: „Die Hände, die gestreichelt haben, kann man ruhig abhacken. / Das ändert nichts, denn sie würden das Streicheln nicht / lassen, und es führt zu nichts Gutem.“

Lineare Schreibweisen beendet die Erb bald zugunsten eines experimentellen Zugangs, der den Einfluss der Beat-Lyrik verrät. Freilaufendes Sprachspiel ohne ­explizite Sinnzusammenhänge passt ohnedies ­besser zur Literaturszene Prenzlauer Berg; Erbs Nähe zum Underground ist für den offiziellen Schriftstellerverband Grund genug, sich seines Mitglieds zu entledigen. „Flip-out-Elke“, mittlerweile auch im Westen bekannt, schreibt: „Es fängt an dunkel zu werden / Es hört auf hell zu sein.“ Nach Deutschlands Wiedervereinigung ist auch Zeit für eine Charakterisierung der DDR von außen: „Ein geregeltes Geisterreich, das bei Leipzig noch Ackerbau treibt.“

Für Elke Erb folgen zahlreiche Publikationen in kleinen Verlagen, Reisen, viele Preise und vor allem skrupulöse Wortarbeit, die keine Genregrenzen mehr kennt: Mal klingen ihre Texte, als träfe Hölderlin auf Joseph Beuys, es wird wieder gereimt, gelegentlich kommt Bedeutungsschweres in Trochäen einher. Erb schreibt „5-Minuten-Notate“, hängt „Kram-Gedanken“ an, die „die Sterne in ihrer Bahn halten“, und hat auch keine Scheu mehr vor Gedichten mit Rehen, Eseln und Ziegen: „Alle Federpracht trägt der Pfau auf dem Rücken. / Er weiß von nichts. / Ich geh Blumen pflücken. / Das ist hier der Fall.“

Georg Büchner war als Frühkommunist ein Säulenheiliger der DDR-Literaturgeschichte. Kaum ein Autor kam dem Namensgeber des Preises so nahe wie Erb in ihrer ­kleinen „Schöpfungsgeschichte“: „Am Anfang unterschied ich Himmel und Erde (eine ­Frage der Übersetzung), ich nahm dazu Licht. Ich nannte das Licht Tag, so erhielt ich die Nacht. Ich addierte Abend und Morgen, das tat den Tag.“

Nicht nur in Zeiten, da in Deutschland wieder einmal über die Rolle der Schriftsteller diskutiert wird, wer als links und wer als rechts zu gelten habe, ist die Verleihung des Büchner-Preises an die große Elke Erb ein höchst passendes Statement. Es geht um Literatur.

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