Filmkritik

Kajillionaire

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Regisseurin, Autorin, Musikerin und Performance-Künstlerin Miranda July erzählt in "Kajillionaire" über eine bizarre, tragikomische Familie, deren Leben von Armut, Gefühllosigkeit und Härte gekennzeichnet ist: Robert, Theresa und ihre Tochter Old Dolio schlagen sich in Los Angeles mit kleinen Betrügereien durch. Bei einer ihrer Aktionen lernen sie Melanie kennen, deren empathiefähige Normalität einen ganz frischen Wind ins familiäre Gefüge des Trios bringt. Glänzend besetztes Melodram, das nicht bei allen Kritiker:innen auf Gegenliebe stieß.

Regie:
Regie:
Miranda July
Darsteller:
Darsteller:
Evan Rachel Wood, Gina Rodriguez, Richard Jenkins, Debra Winger
Land/Jahr:
Land/Jahr:
USA 2020
Genre:
Genre:
Komödie, Drama
Dauer:
Dauer:
104 min
Altersfreigabe:
Altersfreigabe:
Keine Angabe
Kinostart:
Kinostart:
5. November 2020
Streaming:
Streaming:
https://www.amazon.de/Kajillionaire-Evan-Rachel-Wood/dp/B08LCJN431

Schaum-Schrulls schmachten schräg

Drehli Robnik | 03.03.2021

Miranda July entwirft oft multiethnische Sozietäten, die wie Kunstprojekte verknüpft sind; etwa im Engführen von Kinderfantasie und Galeriemilieu 2005 in "Me and You and Everyone We Know". Julys Tragikomödie "Kajillionaire" (quasi "Fantastilliardärin") zelebriert eine weiße Kleinfamilie, die von Trickbetrug so halbwegs lebt. Sieht aus wie ein Performance-Ritual: Man haust im Büro einer Bubble-Factory und wischt täglich Badeschaum von der Wand; ein Postschließfachdiebstahl wird wie ein Modern Dance gestaltet.

Alt das Gewand, fällig die Miete; ein Whirlpool wär cool, man könnte einen anzahlen, einmal nutzen, dann retournieren. Dad (Richard Jenkins) ist leidend, Mum (Debra Winger) nüchtern, die Tochter (Evan Rachel Wood) heißt Old Dolio und ist heiser. Eine redselige Puerto-Ricanerin (Gina Rodriguez) schließt sich ihnen an, einfach so. Wird sie Old Dolio aus ihrer Verklemmtheit holen? Von Gefühlsarmut zur Emotionseruption: Dieses an sich konventionelle Narrativ ist hier sonnig-spleenig drauflosfabuliert. Gaunerfilm-und Psycho-Motive (Ersatzfamilien) geraten ins Taumeln: Tankstellenklo (!) wird als Weltall (!!) zum Ort von Rebirthing (!!!). Tochter tanzt, Mähne fliegt, ein Song schmachtet zum Kuss an der Diskonterkassa: "I'm Mr. Lonely!" Drüber und rührend.

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