„Es ist ein Albtraum“
Was bedeutet es für eine Zeitung wie die New York Times, „fair“ zu bleiben, wenn es Donald Trump egal ist, ob eine Aussage wahr ist oder nicht? Europa-Chef-Korrespondent Steven Erlanger über die schwierige Rolle der Medien im US-Wahlkampf
Der US-Wahlkampf geht in die letzte Runde. Es war mehr denn je ein Medienwahlkampf, allerdings mit einem Amtsinhaber, der sich an keine Regeln der öffentlichen Debatte hält, mehr noch, sie zerstört. TV-Sender wie Fox News stehen hinter Donald Trump, die New York Times gilt als kritische Instanz. Aber was ist der richtige Weg? Dokumentieren, dagegenhalten, Verständnis für seine Anhänger zeigen oder nicht?
Falter: Herr Erlanger, wie gehen die Medien in den USA mit diesem ziemlich verrückten Präsidentschaftswahlkampf um?
Steven Erlanger: Es ist ein Albtraum. Wir haben es mit einem Präsidenten zu tun, der gegen die traditionellen Medien des Landes antritt. Trump möchte, dass wir Marionetten in seinem Puppenspiel sind. Wir halten uns an die journalistischen Regeln, aber er respektiert diese Regeln nicht. Alles, was wir tun, sind für ihn „Fake News“. Gleichzeitig ist er von uns Medien besessen. Donald Trump wurde im New Yorker Stadtteil Queens sozialisiert. Er wuchs mit der New York Times auf. Er hat uns immer wieder angefleht, nett über ihn zu schreiben, denn er ist ja angeblich so erfolgreich. Aber in der Öffentlichkeit macht er uns herunter. In den letzten Jahren sind wir in der New York Times auf jeden Fall direkter geworden. Anstatt zu sagen, der Präsident liegt falsch, sprechen wir von Lüge, wenn das gerechtfertigt ist. Trotzdem bleiben wir zurückhaltend, denn „zu lügen“ bedeutet, dass man wissentlich die Unwahrheit sagt.